Ju-Jutsu ist Selbstverteidigung und Zweikampfsport, der Elemente aus Judo (Würfe, Würge- und Festlegetechniken) und Karate
(Abblocken, Schläge und Tritte) in sich vereint. Ju-Jutsu heißt übersetzt nachgebende oder auch sanfte Kunst. Die waffenlose
Selbstverteidigung asiatischen Ursprungs wurde vormals Jiu-Jitsu genannt. Es geht darum, mit möglichst geringem Krafteinsatz und
unter Ausnutzung der Bewegung und Kraft des Gegners Angriffe erfolgreich abzuwehren.
"Ju" bedeutet "sanft", d.h. ausweichen, anpassen, nachgeben. "Jutsu" bedeutet "Kunst oder Kunstgriff".
Ju-Jutsu ist also die Kunst, durch Ausweichen oder Nachgeben die Kraft des Angreifers zu nutzen und ihn damit zu besiegen. Falls erforderlich,
kann ein Angriff aber auch in direkter Form, z.B. durch Atemi (Schock)-Techniken abgewehrt werden.
Über allen Verteidigungstechniken steht das "ökonomische Prinzip", also "mit dem geringsten Aufwand den größtmöglichen
Nutzen zu erzielen". Alle Verteidigungstechniken können in weicher oder harter Form, mit vielen Zwischenstufen nach dem Prinzip der
Verhältnismäßigkeit angewandt werden. Sollen Ju-Jutsu Techniken ihre volle Wirksamkeit zeigen, müßen die Prinzipien beachtet werden.
"Wirksamkeit" heißt nicht Kraft oder Gewalt, sondern richtige Technikanwendung und Ausführung. Nur so ist es auch kleineren oder Schwächeren
möglich, sich gegen stärkere Angreifer erfolgreich zu verteidigen.
Das Training gibt Sicherheit im Alltag. Jeder Ju-Jutsuka lernt, wie er hinfällt, ohne sich zu verletzen. Und wenn man bedroht wird, weiß man,
wie man sich wehren könnte. Ganz nebenbei werden beim Ju-Jutsu sämtliche Muskelgruppen trainiert.
(Quelle: djjb.de)
Um für Polizei, Zoll, Justiz und Streitkräfte ein effektives, stiloffenes und stilübergreifendes System der waffenlosen Selbstverteidigung zu entwickeln, wurden 1967 diverse Dan-Träger (Meister) vom Deutschen Dan-Kollegium und dem Bundesinnenministerium damit beauftragt, Techniken aus Jiu Jitsu, Judo, Karate, Aikido sowie anderen Kampfsportarten zu einem neuen Selbstverteidigungssystem zusammenzustellen.
So fasste man aus den erwähnten Kampfkunststilen diejenigen Techniken zusammen, die für die tägliche Praxis dieser Berufsgruppen am besten erschienen. Da die „sanften“ Techniken gegenüber Tritten und Schlägen überwogen, nannte man das Ganze „Sanfte Kunst“, Ju-Jutsu.
1990 wurde der eigenständige Dachverband „Deutscher Ju-Jutsu-Verband“ gegründet, welcher unabhängig vom Deutschen Judo-Bund und dem Deutschen Dan-Kollegium ist.
Wegen seines offenen Konzepts fand Ju-Jutsu schnell Anhänger unter den Bediensteten der Sicherheitsbehörden (Polizei, Justiz, Bundespolizei, Zoll), die es als waffenlose Selbstverteidigung in ihrer Behörde kennengelernt hatten. Diese trugen es aus den Behörden in Sportvereine, und bald entstanden unterschiedlichste Dachverbände, in denen Ju-Jutsu betrieben wurde. Um organisiert Sport in Form von Wettkämpfen zu betreiben und um einheitliche und vergleichbare Graduierungsstandards zu haben, erließen diese Verbände für ihre Bereiche gültige Prüfungs- und Wettkampfordnungen. Seitdem ist Ju-Jutsu kein gänzlich offenes System mehr. Auch wenn diese Prüfungsordnungen den Umfang der Techniken nicht beschnitten, sondern lediglich festlegten, welche Techniken mindestens für eine Graduierung erbracht werden müssen, entstand für Viele, auch viele Ju-Jutsuka, der Eindruck, dass es sich nur bei diesen Techniken um die „amtlichen“ Techniken handele. Verschiedenste Prüfungs- und Wettkampfvorschriften waren bundesweit verbreitet.
Ju-Jutsu besteht aus folgenden Elementen:
Behandle deine Trainingspartner und Wettkampfgegner wie Freunde. Zeige deinen Respekt gegenüber jedem Ju-Jutsu-übenden durch eine ordentliche Verbeugung.
Hilf deinem Partner, die Techniken korrekt zu erlernen. Sei ein guter Uke. Unterstütze als Höher-Graduierter/Trainingsälterer die Anfänger. Hilf den Neuen, sich in der Gruppe zurecht zu finden.
Kämpfe fair, ohne unsportliche Handlungen und ohne Hintergedanken.
Sei bei allen Übungen und im Wettkampf konzentriert und voll bei der Sache. Entwickle eine positive Trainingseinstellung und übe fleißig.
Begegne deinem Lehrer/deiner Lehrerin und den Trainingsälteren zuvorkommend. Erkenne die Leistungen derjenigen an, die schon vor Deiner Zeit Ju-Jutsu betrieben haben. Respekt ist in allen Budosportarten ein wesentliches Element. Von daher verbeugen wir uns vor und nach jeder übung vor unserem Partner.
Spiele dich selbst nicht in den Vordergrund. Sprich über deinen Erfolg nicht mit übertreibung. Orientiere dich an den Besseren und nicht an denen, deren Leistungsstand du bereits erreicht hast.
Erkenne die Leistung jedes Anderen an, wenn dieser sich nach seinen Möglichkeiten ernsthaft anstrengt.
Nimm im Randori und Wettkampf dein Herz in die Hand. Gib dich niemals auf, auch nicht bei einer drohenden Niederlage oder bei einem scheinbar übermächtigen Gegner.
Achte auf Pünktlichkeit und Disziplin bei Training und Wettkampf. Verliere auf der Matte nie die Beherrschung, auch nicht bei Situationen, die du als unfair empfindest.
In allen japanischen Kampfsportarten wird eine bestimmte Etikette gepflegt. Diese wurde vom Ju-Jutsu übernommen. Das ist zwar nicht so streng wie in anderen Kampfsportarten, aber ein paar kleine Regeln sollte man schon beachten.
Das wichtigste sind Kleidung und Körperpflege. Vor allem im Kampfsportbereich hat man häufig Körperkontakt mit seinem Trainingspartner. Saubere Hände und Füße, sowie kurzgeschnittene Nägel (Verletzungsgefahr) sollten daher selbstverständlich sein. Ebenso saubere Kleidung.
Schmutz sollte nicht auf die Matte getragen werden. Deshalb betritt man sie nie mit Schuhen. Auch nicht als Prüfer, Kampfrichter usw. Auf die Tatami geht es nur barfüßig oder mit speziellen Mattenschuhen. Außerhalb der Matte werden Badelatschen oder ähnliches getragen, um die Füße sauber zu halten.
Beim Training wird ein sauberer und ordentlicher Gi (Kampfsportanzug) getragen. Anfänger können zum Reinschnuppern in die Sportart auch einen saubere Sportsachen verwenden. Zum Anzug gehört auch immer ein Gürtel, je nach Kyu- (Schüler) oder Dan-Grad (Meister) von weiß bis rot. Dabei ist die Sportart nicht wichtig. Bei uns darf ein Sportler der z.B. Kickboxen macht und mal reinschaut natürlich seinen jeweiligen Gürtel tragen. Auch wenn er dem im Ju-Jutsu nicht hat.
Vor dem Training sollten lange Haare zusammengebunden werden. Zur eigenen Sicherheit müssen alle Schmuckstücke (Ketten, Armbänder, Uhren, Ringe, Ohrringe) vor dem Training abgelegt werden, da durch sie Verletzungen verursacht werden können.
Zu Trainingsbeginn und –ende, stellen sich alle Teilnehmer zum Angrüßen auf der Matte gegenüber dem Sensei (Lehrer) auf. Der höchstgraduierte Kyu- oder Dan-Grad steht dabei vom Sensei aus gesehen links. Die anderen Trainingsteilnehmer stellen sich in absteigender Gürtelfarbe an seiner linken Seite auf. Bei gleichem Rang sollten Frauen aus Höflichkeit immer vor den Männern stehen. Zusammen mit dem Sensei knien die Trainingsteilnehmer ab. Der Sensei verkündet "Mokuso" (frei für "Meditation / Konzentration"). Alle Teilnehmer schließen nun die Augen und bereiten sich geistig auf das Training vor. Dann kommt das Kommando "Mokuso Yame" (Meditation stoppen oder beenden), worauf die Augen wieder geöffnet werden. Der höchstgraduierte Schüler gibt das Kommando "rei" (Gruß), worauf sich alle im Sitz verbeugen. Wenn sich alle Trainingsteilnehmer wieder zum Sitz aufgerichtet haben, erhebt sich zuerst der Sensei, dann stehen alle Schüler beginnend mit dem höchstgraduierten auf und machen eine Verbeugung.
Das Angrüßen wird in fast allen Dojos unterschiedlich durchgeführt, der Sinn ist aber überall der gleiche.
Eine Selbstverteidigungssportart ist der kompromisslose Weg sich selbst zu schützen. Dazu muuss eine Sportart einige wesentliche Kriterien erfüllen:
Viele Sportarten schmücken sich mit der Bezeichnung Selbstverteidigung. Fast alle Kampfsportarten bieten SV-Kurse an. Doch bei genauerem Hinsehen genügen nur wenige Systeme den Kriterien für eine reale funktionierende SV.
Hier finden sich alle Sportler wieder die sich gegen "gegenwärtige, rechtswidrige Angriffe" im Rahmen der Notwehr schützen wollen.
Bei einigen SV - Sportarten gibt es darüber hinaus die Möglichkeit die eigenen Kenntnisse auch im sportlichen Vergleich zu messen.
Hier wird wie z.B. im Ju-Jutsu-Wettkampf (Fighting-System) zwar mit etwas entschärften Techniken gearbeitet, doch der SV-Gedanke ist klar erkennbar. Es sind Hand- und Fußtechniken, Wurf- und Hebeltechniken erlaubt. Dabei geht der Kampf über alle drei wesentlichen Distanzen. Punktwertungen erfolgen "nebenbei". Das heißt der Kampf wird nicht nach jeder Wertung unterbrochen. Somit ist diese Form des Wettkampfes gut geeignet eigene Techniken und Taktiken mit unbekannten Gegnern auszuprobieren, und wichtige Erfahrungen zu sammeln.
Die drei Distanzen:
Der Angreifer ist zu Beginn der Selbstverteidigungshandlung immer in der besseren Lage. Er hat sich Ort und Zeitpunkt des überfalls ausgesucht.
Im Gegensatz zu seinem Opfer ist er auf die Situation eingestimmt, voller Adrenalin und Wut.
Und nicht zu letzt hat er sich auch sein Opfer ausgesucht. Das heißt er hat jemanden, uns, ausgewählt, weil er der Meinung ist, er könne uns problemlos besiegen. Niemand greift an, wenn er glaubt zu verlieren.
Er macht sich keine Gedanken über Sinn, Unsinn, Folgen usw.
Der Verteidiger dagegen verwendet unter Umständen wertvolle Zeit darüber nachzudenken was er falsch gemacht haben könnte.
Der erste Angriff geht immer vom Aggressor aus. Der Verteidiger ist gezwungen zu reagieren, wenn ihm die Zeit dazu bleibt. Oft wird er den ersten Schlag einstecken müssen, bis er merkt das er angegriffen wird und reagieren kann.
Der Adrenalinstoß beim Verteidiger erzeugt Kniezittern, der Körper fühlt sich kraftlos an, das Gehirn produziert evtl. Bilder, wie man selbst im eigenen Blut liegt.
In dieser Situation kann nur der sich durchsetzen, der intuitiv und kompromisslos handelt.
Vorangiges Ziel muss es sein dem Gegner die Lust auf den Kampf zu nehmen. Er soll zuerst mental besiegt werden, durch konsequente, dynamische Techniken, die hart auf empfindliche Punkte gehen.
Dabei muss Mimik und Gestik des Verteidigers zusammen mit seiner Stimme dem Angreifer unmissverständlich klar machen, dass er sich diesmal den Falschen rausgesucht hat.
Im Idealfall bekommt der Angreifer nach der ersten Technik des Verteidigers den Eindruck "sein Vater hätte ihn beim Rauchen erwischt, und jetzt gibst den Hintern voll."
Dabei geht ein Kampf fast immer über alle Distanzen.
Es fängt im Stand mit "schubsen" an, dann wird geschlagen und getreten.
Schließlich geht einer zu Boden, und der Kampf wird dort weitergeführt.
Aus diesem Grund muss eine reale SV-Sportart Techniken aus allen Bereichen zur Verfügung stellen, aus denen sich der Schüler letztlich die für ihn praktikabelsten raussucht.
Intuitives Handeln kann dabei nur durch beständiges und langfristiges üben der Techniken erreicht werden. Die Techniken müssen zu Automatismen reifen und quasi im Schlaf ablaufen, ohne dass darüber nachgedacht werden muss.
Ju-Jutsu ist ein Sport, bei dem es zu Körperkontakt kommt. Ju-Jutsukas versuchen das Gleichgewicht des Anderen zu rechen, dazu wird an der Jacke des Anderen schon mal kräftig gezogen oder gezerrt. Ju-Jutsukas fallen auch mal hin. Deshalb gibt es für den Ju-Jutsusport einen speziellen Anzug - den Ju-Jutsuki. Er besteht aud reißfester Baumwolle und ist so gemacht, dass man
Die Jacke
wird mit
einem Gürtel (Obi) zusammen gehalten. Er wird zweimal um den
Körper geschlungen und vor dem Bauch gebunden. Die Ju-Jutsukas
haben unterschiedlich farbige Gürtel. Diese stellen die
einzelnen Schüler- bzw. Meistergrade dar.
Es gibt 5
Kyu-Grade
(Schülergrade); zusätzlich wurden
für Kinder und Ju- gendliche weitere 3 Zwischengrade
eingeführt). Für den nächst höheren
Kyu muss eine Prüfung abgelegt werden, wobei seit der letzten
Prüfung mindestens ein halbes Jahr vergangen sein, der Ju-Jutsuka
die entsprechenden Altersvoraussetzungen haben sowie seine
Prüfungsübungen beherrschen muss.
Die Dan-Grade (Meistergrade)
werden ebenfalls durch Prüfungen
erworben, die natürlich wesentlich umfangreicher und
schwieriger sind, bzw. werden sie letztlich für besondere
Verdienste im Ju-Jutsusport verliehen (Näheres unter KYU-PROGRAMM).
Das Binden eines Judogürtels ist nicht ganz so einfach, lässt sich aber natürlich wie alles beim Judo erlernen. Nachfolgend sind die einzelnen Schritte mit Hilfe von Bildern erklärt.
Der Gürtel wird vor dem Bauch von der Mitte aus straff an beiden Körperseiten nach hinten geführt. Achtet darauf, dass Ihr wirklich in der Mitte beginnt und beide Enden gleich lang sind.
Auf dem Rücken werden die Enden gekreuzt und mit der jeweils anderen Hand wieder straff nach vorn geführt.
Kontrolliert jetzt noch einmal, ob beide Gürtelenden gleich lang sind und korrigiert gegebenenfalls noch einmal die Längen.
Kreuzt jetzt die Enden vor dem Bauch, und zwar erst das rechte Ende nach links und dann das linke Ende nach rechts, und übergebt dabei die Enden in die jeweils andere Hand.
Haltet die gekreuzten Enden mit der linken Hand am Gürtel fest, führt mit der rechten Hand das rechts befindliche Ende unter dem Gürtel (direkt am Bauch) durch und zieht es straff.
Geht mit der rechten Hand unter dem rechts befindlichen Gürtelende durch und zieht das jetzt links befindliche Gürtelende nach rechts, dass eine kleine Schlaufe entsteht (Schritt nicht im Bild). Geht mit der linken Hand in die Schlaufe und zieht das andere Gürtelende nach oben durch.
Zuletzt die Ende schön fest ziehen.
Fertig!
Zum Üben ohne Computer hier die Anleitung als Ausdruck:
Die Ju-Jutsukas haben wie andere Kampfsportler auch unterschiedlich farbige Gürtel. Diese stellen die einzelnen Schüler- bzw. Meistergrade dar. Es gibt 5 Kyu-Grade (Schülergrade). Für den nächst höheren Kyu muss eine Prüfung abgelegt werden, wobei seit der letzten Prüfung mindestens ein halbes Jahr vergangen sein, der Ju-Jutsuka die entsprechenden Altersvoraussetzungen haben sowie seine Prüfungsübungen beherrschen muss.
Rechts im Video könnt ihr euch ein paar Sequenzen aus einer Prüfung zum 1. Kyu ansehen.
Das komplette Kyu-Programm findet ihr hier.